Kleines Haus

Der Kirschgarten

Uraufführung // Amir Reza Koohestani nach Anton Tschechow // Übersetzung Sima Djabar Zadegan // Premiere 20.10.2017

Tschechows von ihm selbst als „Tragikomödie“ bezeichnetes letztes Drama DER KIRSCHGARTEN erzählt vom drohenden und dann auch eintretenden Verlust eines mit Erinnerungen und Emotionen aufgeladenen Sehnsuchtsortes, der immer da war und nun vermutlich bald nicht mehr da sein wird: Bei Tschechow ist dies der wunderbare, viel geliebte Kirschgarten auf dem Landsitz der Gutsbesitzerin Ranjewskaja und ihres Bruders Gajew. Die einst wohlhabende Familie ist inzwischen hochverschuldet und das Gut mit Hypotheken belastet. Lopachin, dessen Vater noch Leibeigener der Familie war, ist hingegen aufgestiegen und zu Geld gekommen. Er bietet an, den Kirschgarten zu ersteigern und darauf eine Ferienhaussiedlung zu errichten: So könne das Gut gerettet werden. Empört weist das Geschwisterpaar diesen Vorschlag zurück, will von der drohenden Zwangsversteigerung nichts wissen, gibt weiter fröhlich Geld aus, das es doch längst nicht mehr hat … Und ignoriert den anstehenden gesellschaftlichen Umbruch, bis es zu spät ist.

Was ist der „Kirschgarten“ für den iranischen Regisseur Amir Reza Koohestani? Auch in seiner Überschreibung des Tschechowʼschen Dramas weht der Wind der Veränderung und des Wandels. Doch statt auf einem russischen Landgut zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielt sein KIRSCHGARTEN in einem in die Jahre gekommenen Jazzclub …

Ob er Tschechow adaptiert, wie schon 2011 bei seinem im Iran und auf Gastspielen in Europa gefeierten IWANOW, oder ob er einen eigenen Text schreibt wie 2015 seine TAXIGESCHICHTEN für das Theater Oberhausen: Amir Reza Koohestani erzählt intime und leise, scheinbar private und auf den ersten Blick einfache Geschichten, hinter denen sich aber bei näherem Hinsehen gesellschaftliche und politische Dimensionen auftun. Mit seiner iranischen Mehr Theatre Group ist der 1978 in Shiraz geborene Koohestani gefeierter Stammgast bei internationalen Festivals, von Avignon über Tokio bis New York und Los Angeles. 2016 eröffnete er mit DER FALL MEURSAULT nach dem Roman von Kamel Daoud die Spielzeit an den Münchner Kammerspielen; 2017 beginnt die Spielzeit am Theater Freiburg mit seinem ganz persönlichen KIRSCHGARTEN.

Tschechows von ihm selbst als „Tragikomödie“ bezeichnetes letztes Drama DER KIRSCHGARTEN erzählt vom drohenden und dann auch eintretenden Verlust eines mit Erinnerungen und Emotionen aufgeladenen Sehnsuchtsortes, der immer da war und nun vermutlich bald nicht mehr da sein wird: Bei Tschechow ist dies der wunderbare, viel geliebte Kirschgarten auf dem Landsitz der Gutsbesitzerin Ranjewskaja und ihres Bruders Gajew. Die einst wohlhabende Familie ist inzwischen hochverschuldet und das Gut mit Hypotheken belastet. Lopachin, dessen Vater noch Leibeigener der Familie war, ist hingegen aufgestiegen und zu Geld gekommen. Er bietet an, den Kirschgarten zu ersteigern und darauf eine Ferienhaussiedlung zu errichten: So könne das Gut gerettet werden. Empört weist das Geschwisterpaar diesen Vorschlag zurück, will von der drohenden Zwangsversteigerung nichts wissen, gibt weiter fröhlich Geld aus, das es doch längst nicht mehr hat … Und ignoriert den anstehenden gesellschaftlichen Umbruch, bis es zu ...

Schauspiel

Mitwirkende

Regie Amir Reza Koohestani // Bühne Mitra Nadjmabadi // Kostüm Negar Nemati // Musik Michael Koohestani // Licht Mario Bubic // Ton Sven Hofmann // Dramaturgie Rüdiger Bering // Mit Marieke Kregel (Warja), Laura Palacios (Dunjascha), Anja Schweitzer Schneider (Ranjewskaja), Rosa Thormeyer (Anja), Tim Al-Windawe (Semjon), Martin Hohner (Lopachin), Lukas Hupfeld (Jascha), Holger Kunkel (Gajew), Hartmut Stanke (Firs), Lina Curtis (Grischa) //

„Ein Iraner schreibt einen Russen auf Farsi neu, um ihn mir Deutschen aufzuführen, von deren Sprache er keine Ahnung hat – und das Ergebnis überzeugt. Selbst Skeptiker der Globalisierung müssen nach so einer Inszenierung zugeben, dass sie manchmal auch Gutes hervorbringt. (…) Kompliment, wie authentisch alle den runderneuerten Tschechow mit Leben füllen. Von der zarten Verletzlichkeit unter der abgeklärten Thekerinnenschale bis zum wahrnehmungslosen Kreiseln in vergangener Mottopartydekadenz des abgehalfterten Clubonkels reden da überzeugende Monaden zwei Stunden ohne falsche Theatralik tragikomisch aneinander vorbei. Verhandeln dabei nachvollziehbar modernisiert Tschechows Themen von Zugehörigkeit, Anerkennung, Rückzug ins kaputte Innere und Kreiseln im Wiederholungszwang.“
(Jürgen Reuß, nachtkritik.de, 20.10.2017)
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„Das [Den radikalen Eingriff in den Text] kann man als Anmaßung sehen. Aber selbst bei dieser Sichtweise muss man zugeben: Das funktioniert im Kleinen Haus des Theaters erstaunlich gut. Und wenn man Tschechows Unbehagen am Stanislawskischen Pathos der russischen Uraufführungen seiner Stücke dazu nimmt, kann man sich vorstellen, dass ihm der Ton von Koohestanis "Kirschgarten" durchaus gefallen hätte. Es ist ein wunderbar beiläufiges, ganz untheatrales Alltagssprechen (mit Mikroports), das vor allem am Beginn für Lebendigkeit auf der Bühne sorgt – dank eines fabelhaften Ensembles, aus dem keiner hervorsticht.“
(Bettina Schulte, Badische Zeitung, 23.10.2017)
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„Amir Reza Koohestani dagegen hat mit der iranischen Mehr Theatre Group schon sehr intensiv auf sich aufmerksam gemacht und inszeniert regelmäßig an den Münchner Kammerspielen. In Freiburg war er für die Eröffnung des Neustarts zuständig und lieferte eine eigenwillige Überarbeitung von Anton Tschechows "Der Kirschgarten". Entstanden ist, wie im Fall der Basler "Drei Schwestern", ein eigenständiges Stück, das die Bezeichnung "Uraufführung" zu Recht trägt.“
(Jürgen Berger, Süddeutsche Zeitung, 02.11.2017)
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Mit Unterstützung der TheaterFreunde Freiburg.

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