Anbindung an oder Abstoßung von der Welt? Das Verhältnis zur Tradition und Vergangenheit steht bei Komponistinnen und Komponisten in engem Zusammengang zu ihrem musikalischen Ausdruck. Gustav Mahler, Alexander von Zemlinsky und Ruth Schönthal – alle drei hatten sie jüdische Wurzeln und einen großen Bezug zum Wien der Jahrhundertwende. Die Expansion der spätromantischen Ausdruckskraft Mahlers wollte weder Zemlinsky noch Schönthal aufgeben – und je skeptischer die Texte, die sie vertonten, desto facettenreicher ihre Musik. Charis Peden schließt an Gustav Mahlers exzeptionelle KINDERTOTENLIEDER zwei weitere Lieder-Zyklen an: Zemlinskys SECHS GESÄNGE und der WILDUNGER LIEDERZYKLUS der Komponistin Ruth Schönthal. Letztere, noch zu Beginn der 1930er Jahre in Berlin als Wunderkind gefeiert, ist die musikalische Entdeckung des Abends, die mit ihrem späten Lieder-Reigen in der Nachfolge der beiden berühmten Kollegen den Abschluss der Zyklen bildet.